Fliesen für eine Burg in Irland

Fliesenproduktion für das mittelalterliche Grantstown Castle Kilfeacle


Fliesen Burg Fachwerkhaus

Auf einem sanft ansteigenden Hügel im County Tipperary, direkt an der kleinen, alten Straße von Kilfeacle kommend, auf dem Weg in die alte Königsstadt Cashel, steht der steinerne Turm von Grantstown. Dreiundzwanzig Meter ragt er in den wechselhaften irischen Himmel empor. Wolken durchziehen das tiefe Blau und treiben ihr vielfarbiges Spiel von Licht und Schatten über die grünen Hügel des Golden Vale ringsum. In östlicher Richtung liegt der berühmte Rock of Cashel, Sitz der Könige von Munster seit dem 4. Jahrhundert. Die berühmte Athassel Priory (gegründet im Jahr 1200) am Ufer des schönen Flusses Suir, die größte und malerischste Abtei-Ruine Irlands, ist nur 5 Kilometer entfernt. Die bedeutende Motte von Kilfeacle, eine der ersten normannischen Holzburgen, die jemals in Irland gebaut wurden (ca. 1185), liegt in nur 4 Kilometern Entfernung.

Grantstown Castle ist ein gut erhaltenes Beispiel eines “Tower House” des ausgehenden 15. oder beginnenden 16. Jahrhunderts und ein eindrucksvoller und wertvoller Schatz irischer Architektur zum Ende der gotischen Ära. Erbaut zwischen 1480 und 1530 von den de Burgos, einer Familie des alten normannischen Adels, befand es sich im 16. Jahrhundert unter der Herrschaft Thomas Butlers, des 10. Earls of Ormond. Im deutschen Raum würde man ein solches Gebäude als Wohnturm oder Kemenate bezeichnen. Im Jahr 1997 war Grantstown noch eine mit Efeu überwachsene, düstere Ruine, mitten auf einem Feld. Es gab weder einen Wasser-, Abwasser-, noch einen Strom- oder Telefonanschluß. Das Gebäude erwies sich jedoch in der Grundsubstanz solide und ohne Risse, die von beweglichem Untergrund zeugten; es stand auf einem trockenen, festen Hügel – und zudem waren alle 32 Fensteröffnungen noch original. Fünfhundert Jahre schon trotzte dieses Tower House bereits dem wechselhaften irischen Wetter. 

 

 

Fliesen Fachwerk

historische Fliesen

antike Fliesen Fachwerkhaus

 

 

Im Jahr 1998 begannen die umfangreichen Restaurierungsarbeiten – und vierzehn Jahre später ist Grantstown Castle das Wahrzeichen der gesamten Gegend. Ein “Elfenbeinturm” im wahrsten Sinne des Wortes. Heute ist der Turm von Grantstown die einzige bewohnbare mittelalterliche Burg in einem Umkreis von mehr als 25 Kilometern. Für eine kurze Spanne innerhalb eines Menschenlebens haben die neuen Besitzer dieses

historischen Schatzes die Hüterschaft für dieses schöne Gebäude übernommen – im Bewußtsein um die immense Aufgabe und Verantwortung. Die historisch korrekte Konservierung und Restaurierung von Grantstown Castle war stets höchstes Gebot und Ziel. Dabei ging es zu allererst darum, vorhandene Details der Bausubstanz zu schützen und zu erhalten. Der zweite Schritt war die sorgsame Reparatur noch vorhandener, jedoch beschädigter Bauteile. Erst an dritter Stelle stand das sensible Hinzufügen nicht mehr vorhandener Bestandteile.

 

 

 

 

Fliesen Fachwerk

Restauration Burg

Brandschutzdecke denkmalschutz

 

 

Ein weiteres wichtiges, aber schwierige Ziel war es, moderne Errungenschaften der Heiztechnik mit der Ästhetik und den architektonischen Gegebenheiten eines spätmittelalterlichen Turms zu vermählen. In historischen, irischen Burgen gab es nachweislich sowohl Holzbohlenböden, als auch Beläge aus Steinplatten; sowie Ziegelböden, also faktisch Terrakotta. Da eine Fußbodenheizung für den gesamten Turm als Mittel der Wahl feststand, das Gewicht zweier komplett neu zu konstruierender Etagendecken einen limitierenden Faktor darstellte; gleichzeitig jedoch das finale gesamtästhetische Erscheinungsbild eine maßgebliche Rolle spielte, fiel die Entscheidung für eine außergewöhnliche Lösung: Nach italienischem/römisch-mediterranen Vorbild wurde die klassische Balken/Kantholz-Konstruktion gewählt, bei welcher rechteckige Terrakottafliesen quasi “umgekehrt” auf die tragende Gitterstruktur der Hölzer verlegt werden, worauf sich der weitere Fußbodenaufbau anschließt.

Mit 8 mm Fugen, ausgefugt mit PCI-Flexmörtel, ergibt sich nicht nur eine optisch fantastische Deckenansicht, sondern auch die Möglichkeit, in einer, nur 80 mm starken, armierten, gegossenen Betonplatte die Leitungsschläuche der Fußbodenheizung unterzubringen. Darüber wurden wiederum Terrakottafliesen als finaler Fußbodenbelag gelegt. Das Ergebnis ist, sowohl statisch, als auch heiztechnisch wie ästhethisch in höchstem Maße zufriedenstellend. Für den Basisfußboden des Erdgeschosses, sowie für die Unterseiten der Decken des ersten und zweiten Obergeschosses kamen ca. 100 qm rechteckige Terrakottafliesen der Firma Blättermann (damals “Terracottascheune”) zum Einsatz. Sie haben sich für diesen Einsatz bestens bewährt. Der Sichtbelag der Fußböden des ersten und zweiten Obergeschosses wurde mit quadratischen Terrakottafliesen französischer Provinienz ausgeführt. Es ist die erste und bisher einzige Zwischendecken-Restaurierung/Rekonstruktion dieser Art in einer irischen Burg.

 

 

 

historische Bodenfliesen

Burg Fussboden

 

 

Turm: Grantstown Castle Kilfeacle, Irland, Wohnturm und klassisches Beispiel keltischer Architektur und Baukunst aus dem 15. Jahrhundert.

Aufgabenstellung: Selbstentworfene Bodenplatten mit Handstrich, die sich nahtlos in vorhandene historische Bausubstanz der Burg einfügen und den typischen Charakter keltischer Lehmfliesen aus dem 15. Jahrhundert widerspiegeln.

Arbeitsschritte: Bestandsaufnahme, Gutachten, Recherche, Planung, Herstellung von Platten für den Fußboden und die Wände der Burg in eigener Manufaktur, Verlegung durch eigenes Handwerker-Team

Fläche und Material: 500 m² antiker Handstrichplatten als Sonderanfertigung in natürlichen Lehmfarben, Verlegung mit offener Kreuzfuge 

Dauer: 12 Wochen für Gutachten, Planung, Produktion, Verlegung und Trocknung


Fotos & Text: Jörg Schneidereit